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Licht in der Finsternis: die Kraft des Kerzenlichtes

Die Adventszeit ist ja seit jeher eine ganz besondere Zeit. In ihr verschwimmen die Zeit-Ebenen: Der allererste Advent vor über 2000 Jahren, als Jesus in die Welt gekommen ist. Alle Jahre wieder die Erinnerung daran. Und nun die Vorbereitung auf das Christfest in diesem Jahr. Als wäre das nicht schon genug, fällt auch der Blick auf jenen Advent, zu dem Christus am Ende aller Zeiten kommen wird, um die Welt endgültig zu erlösen und zu versöhnen.

Das Weihnachtsgesteck der Familie Michels mit dem Licht von Bethlehem

Am heutigen Sonntag sind wir mit dem Entzünden der 3. Kerze am Adventskranz fast am Ende der ersten Phase der besinnlichen Zeit angelangt. In den liturgischen Feiern werden 2 Phasen des Advents unterschieden. Die erste hat die Wiederkunft Christi zum Weltgericht als Hauptthema. In der zweiten Phase ist der Advent hingegen mehr vom Gedanken der Geburt Jesu geprägt. Die letzten sieben Tage bis Heiligabend dienen der Vorbereitung auf Weihnachten, an dem wir die Menschwerdung Gottes in Jesus Christus feiern.

Der dritte Adventssonntag hat in der Tradition der Kirche den lateinischen Namen „Gaudete" – „Freuet euch!" Eigentlich steht die ganze Adventszeit - wie dieser dritte Adventssonntag - unter dem Stichwort Freude. Doch haben wir in Zeiten von Corona tatsächlich Gründe, uns zu freuen? Die Adventszeit 2020 war schon etwas anders als gewohnt. Und hatten wir die Hoffnung, dass der Advent 2021 wieder „normal“ verläuft, so sind wir bitter enttäuscht worden. Denn so manches Liebgewonnene musste wieder den schützenden Maßnahmen der Pandemie weichen. Vieles von dem, was für die meisten von uns zu den Wochen und Tagen vor Weihnachten dazugehört, wird angesichts der Corona-Pandemie nicht möglich sein: gemeinsames Singen, Gottesdienste und Konzerte in gut gefüllten Kirchen, Adventsbasare und Weihnachtsmärkte, Feiern im Klassenverband, im Kreis von Arbeitskolleginnen und -kollegen und von Freunden, und so manches andere mehr. Stattdessen der tägliche Blick auf die Fallzahlen und die neuesten Ansagen zu den Schutzmaßnahmen. So bedrückend das ist, so sehr eröffnet es uns die Möglichkeit, die Adventszeit stärker in einer Weise zu erleben, wie sie lange gewesen ist: als Zeit zum Nachdenken, für einen (selbst)kritischen Blick, für suchende Augen und für hörende Herzen. Und in alledem die Frage, wie Weihnachten wohl werden und sich anfühlen wird.

Im Banat war die Adventszeit eine Fastenzeit. Aber auch eine ganz besondere Zeit. Eine Zeit der Vorbereitungen auf das große Fest. Als ehemaliger Ministrant erinnere ich mich noch gut und gerne an die Adventszeit in Giseladorf. Besonders angetan hatten es mir die Rorate-Messen. Für viele Gläubige aus unserem Dorf versinnbildlichte diese Frühmesse bei Kerzenschein den adventlichen Gottesdienst schlechthin. Symbolisch wartet die Gemeinde in der dunklen Kirche auf das Kommen des Lichts, auf Christus. Und Pater Clemens konnte dabei so ergreifend und für das Leben prägend predigen. Deswegen gehe ich auch heutzutage immer noch gerne in die Rorate-Messe und lasse in der Stille, bei Kerzenschein die Gedanken schweben.

Am 3. Advent wird das Friedenslicht aus Bethlehem in den Kirchen verteilt. Ein Licht aus Bethlehem soll Frieden in die Welt bringen, das ist die Idee des Friedenslichtes. Die Friedenslicht-Aktion gibt es seit 1986. Sie wurde vom Österreichischen Rundfunk ins Leben gerufen. Im Jahr 1995 schloss sich Deutschland der Aktion an. Bei uns wird die Weitergabe des Friedenslichtes von verschiedenen Pfadfinderverbänden, aber auch von Jugendlichen aus Hilfsorganisationen oder der Freiwilligen Feuerwehr organisiert. Bisher wurde das Licht immer von den deutschen Pfadfinderverbänden in Wien abgeholt. Dieses Jahr wird es an der deutsch-österreichischen Grenze übergeben und danach in die jeweiligen Ortschaften weitergefahren. Es verbindet Menschen vieler Nationen und Religionen miteinander.

Somit lasst uns am heutigen Adventssonntag der Aufforderung nachkommen und uns freuen. Zwar steht das Weihnachtsfest auch in diesem Jahr unter einem schlechten Stern, doch es gibt so Vieles, über das wir uns freuen können. Die Freude drücken wir gerne im Gesang aus. Wir haben ein reichhaltiges weihnachtliches Liedgut. Alle kennen wir wunderschöne Weihnachtslieder und Musik verstehen alle Menschen, egal welcher Herkunft. Sie spricht über unsere Gefühle und kann mehr sagen als Worte alleine. Die neuesten Verschärfungen zur Eindämmung der Corona-Pandemie rücken beim Singen in weite Ferne. Gott lässt sein Hoffnungslicht in unsere Tage leuchten. Wir können es in diesen schwierigen Zeiten sehr wohl gebrauchen.

Und so, wie die Kinder nun jeden Tag an ihrem Adventskalender ein Türchen öffnen können auch wir mit Freude im Herzen eine Tür aufmachen und das Hoffnungslicht Gottes hineinleuchten lassen. Denn das Licht ist das weihnachtliche Symbol schlechthin. Mit dem Entzünden und Weitergeben des Friedenslichtes aus Bethlehem wird an die Weihnachtsbotschaft „Frieden auf Erden“ erinnert. Ein altbekanntes Sprichwort sagt: „Du verlierst nichts, wenn du mit deiner Kerze die eines anderen anzündest“. Bestimmt haben die vielen Lichtlein in der Adventszeit so manches Herz berührt und es für mehr Liebe, Menschlichkeit und Frieden eröffnet.