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Die Orgel von Giseladorf

Die Gemeinde Giseladorf entstand durch die Ansiedlung der Einwohner aus Giselahain und aus anderen Orten des Banats. Bereits vier Jahre nach der Ansiedlung wurden das Schulgebäude und ein Bethaus errichtet (1886), daneben wurde die aus Giselahain mitgebrachte Kirchenglocke installiert. In den Jahren 1886–1898 wurden zwei weitere Glocken gekauft. Als erster Lehrer und Kantor wirkte Johann Retzler, der dieses Amt 32 Jahre ausüben wird. Es ist anzunehmen, dass im alten Bethaus nur ein Harmonium zur Begleitung der Kirchenlieder und Psalmen zur Verfügung stand.

Die katholische Kirchengemeinde Giseladorfs wurde bis 1888 von der Pfarrei Brestowatz aus betreut und von 1888 bis 1912 von Josefsdorf aus. In den Jahren 1908/09 wurde die heutige Kirche erbaut, die am 10. April 1909 eingeweiht wurde. Aus dieser Zeit sind uns einige Kostenvoranschläge und Angebote des Temeswarer Orgelbauers Carl Leopold Wegenstein erhalten, der diese an Pfarrer Leonhard Lind in Josefsdorf adressiert hat. Der erste Brief Wegensteins stammt vom 16. August 1908 und enthält folgendes Schreiben: „Wir erlauben uns, unsere Dienste Ihnen zu empfehlen wegen dem Orgelneubau für die neue Kirche zu Giseladorf.

Kostenvoranschlag und Zeichnung senden wir kostenlos. Wir erlauben Hochwürden Aufmerksamkeit auf die hervorragende Qualität unserer Orgel und Dauerhaftigkeit wie auch auf die Schönheit und den guten Klang. Ihr Wohlwollen erhoffend, erwarten wir Ihre Antwort und verbleiben hochachtungsvoll, Ihr untertänigster Diener Wegenstein Lipót és Fia.“ Es ist anzunehmen, dass die Orgel erst im Jahre 1909 erbaut werden konnte, nachdem die Innenarbeiten an der neuen Kirche beendet wurden.

Wegenstein stand damals bereits auf der Höhe seines Wirkens, erbaute er doch in den Jahren davor die großen Orgeln für Temeswar (Katharinenkirche, Millenniumskirche, Dom, Synagoge) wie auch die Orgel für Maria Radna. Doch für die neue Kirche in Giseladorf kam nur eine kleine Orgel in Frage, da die Gemeinde nicht wohlhabend war. In den Kostenvoranschlägen wurde ein kleines Instrument mit drei Registern im Manual und einem Register im Pedal beschrieben, das letztendlich für die Summe von 2000 Kronen errichtet wurde. Die Disposition: Principal 8’, Bourdon 8’, Salicional 8’ im Manual und Subbass 16’ im Pedal. Dazu kam noch eine Oktavkoppel, durch die der Orgelklang verstärkt werden konnte, wie auch eine Pedalkoppel. Die Traktur dieser Orgel ist pneumatisch.

Die Prospektpfeifen bestehen aus 75 Prozent Zinn, die restlichen Pfeifen aus 70 Prozent Zinn. Drei Jahre wurde Garantie gewährt. Im Jahre 1912 bekam Giseladorf den ersten eigenen Pfarrer. Es war Dr. Gustav Dietl (1878–1928), der im selben Jahr ein Andachtsbuch für die Wallfahrten nach Maria Radna veröffentlichte und später als Rekascher Pfarrer eine Monographie dieses Ortes verfassen wird.